Unternehmen kaufen ohne Eigenkapital? Geht das überhaupt? Und wenn ja – wie?

Martin Keitel
Zuletzt aktualisiert am: 14. Februar 2024

Hast du dich jemals gefragt, ob es möglich ist, ein Unternehmen zu kaufen, ohne über Eigenkapital zu verfügen? Die Vorstellung klingt fast zu gut, um wahr zu sein, angesichts der Tatsache, dass Unternehmenskäufe gemeinhin als kapitalintensive Angelegenheiten gelten. In der Welt der Finanzen scheint die Regel zu herrschen: Ohne Geld, kein Unternehmen. Doch was, wenn ich dir sage, dass es Wege gibt, diese scheinbar unumstößliche Barriere zu umgehen?

In diesem Beitrag tauchen wir tief in das Thema ein, erkunden Möglichkeiten und Strategien, mit denen Unternehmenskäufe ohne den klassischen Einsatz von Eigenkapital realisiert werden können. Es mag überraschend klingen, doch aus meiner praktischen Erfahrung heraus habe ich mehrfach solche Transaktionen begleitet – ohne dass die Käufer dabei auf beträchtliche liquide Mittel zurückgreifen mussten.  Lass uns gemeinsam herausfinden, wie das funktioniert und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.

Unternehmen zu kaufen ohne Eigenkapital klingt auf den ersten Blick fast unmöglich, aber es gibt Möglichkeiten, diese Herausforderung zu meistern. Ich mache im Rahmen der Projekte meiner Kunden immer wieder von einer Möglichkeit Gebrauch. Der Schlüsselbegrifft hierzu heißt: Verkäuferdarlehen. Ein Verkäuferdarlehen ist eine Form der Finanzierung, bei der der Verkäufer einem Käufer einen Kredit gewährt, um den Kauf des Unternehmens zu finanzieren. Das Darlehen muss in der Regel innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgezahlt werden und ist oft mit Zinsen verbunde. Der Verkäufer kann auch bestimmte Bedingungen für das Darlehen festlegen, wie beispielsweise die Stellung von Sicherheiten oder die Zahlung von Raten. Oftmals wird das Verkäuferdarlehen Synonym zu einem sog. Earn-Out verwendet, obwohl ein Earn-Out und ein Verkäuferdarlehen zwei unterschiedliche Arten von Finanzierungsinstrumenten sind, die häufig bei Unternehmensverkäufen eingesetzt werden. Der Hauptunterschied zwischen den beiden besteht darin, dass ein Verkäuferdarlehen eine Schuldenfinanzierung darstellt, während ein Earn-Out eine Beteiligungsfinanzierung ist, bei der der Verkäufer einen Teil des Kaufpreises auf den zukünftigen Erfolg des Unternehmens ausrichtet. Der Kaufpreis ist dabei nicht vollständig bei der Übernahme zu bezahlen, sondern hängt davon ab, ob das Unternehmen bestimmte Ziele erreicht. Diese Ziele können beispielsweise der Umsatz, das Wachstum oder die Gewinne des Unternehmens sein. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Verkäuferdarlehen und Earn-Outs ist die Art der Risiken und Chancen, die sie darstellen. Bei einem Verkäuferdarlehen trägt der Käufer das Risiko, das Darlehen zurückzuzahlen, während der Verkäufer ein regelmäßiges Einkommen aus den Zinszahlungen erhält. Bei einem Earn-Out trägt hingegen der Verkäufer das Risiko, da der zukünftige Erfolg des Unternehmens nicht garantiert ist. Es ist jedoch wichtig, bei einem Unternehmenskauf ohne Eigenkapital auch die Risiken zu berücksichtigen. In vielen Fällen sind diese Käufe mit einer entsprechenden Verzinsung verbunden, was langfristig zu einer höheren Belastung des Unternehmens führen kann. Es ist daher wichtig, eine gründliche Risikoanalyse durchzuführen und sicherzustellen, dass das Zielunternehmen genügend Cashflow generiert. Gerne helfe ich dir bei der Umsetzung von Unternehmenskäufen, die für beide Seiten transparent und fair sind. 

Unternehmenskäufe ohne Eigenkapital: Möglichkeiten und Strategien

Unternehmenskäufe sind in der Regel kapitalintensive Entscheidungen. Käufer und Verkäufer haben bestimmte Vorstellungen von Bewertungen und man kann viel und lange darüber diskutieren. Klar scheint: Jemand der ein Unternehmen kaufen will, braucht für diesen Kauf Geld. Dieses Geld kann man sich z.B. von einer Bank leihen. Aber man braucht immer einen bestimmten Anteil an Eigenkapital. Soweit die Theorie. Unternehmen zu kaufen ohne Eigenkapital klingt vor diesem Hintergrund nahezu unmöglich, aber in der Praxis habe ich oft genug Unternehmenskäufe organisiert, ohne dass der Käufer über größere liquide Mittel verfügt hat. Wie das geht, erkläre ich in diesem Beitrag.

Wie funktioniert die Finanzierung eines Unternehmenskaufs?

Egal ob man beim Unternehmenskauf alle Anteile (Share Deal) oder alle Gegenstände eines Unternehmens oder eines Betriebes kauft (Asset Deal) - man muss diesen Kauf idR finanzieren. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Immobilienkauf: Banken stellen Akquisitionskredite zur Verfügung, die lange Laufzeiten aufweisen, wobei der Kapitaldienst aus den Erträgen des erworbenen Unternehmens bedient wird.

Wie viel Eigenkapital will die Bank?

Der Anteil variiert stark vom Risiko der zugrundeliegenden Transaktion – meiner Erfahrung nach kann man aber von mindestens 20% des Gesamtfinanzierungsbetrags ausgehen.

Wie funktioniert die Kaufpreisfindung?

Der Verkauf von Unternehmen ist bei meinen Kunden immer eine emotionale Überlegung. Die meisten Unternehmer, die ich kenne, verkaufen ein Unternehmen nur einmal – meistens ihr eigenes, wenn sie aussteigen. Hierin liegt eine große Schwierigkeit: Die Kaufpreisfindung. Es gibt eine Vielzahl von Bewertungsmethoden und Modellen, je nach Perspektive.

Bei Verkäufern gibt es zudem die emotionale Kaufpreiskomponente, die meistens auf Wunschvorstellungen basiert („Unter EUR 5 Millionen verkaufe ich nichts!“). Ich habe schon öfter Diskussionen miterlebt in denen rationale Kaufpreisargumentationen auf emotionale Restriktionen gestoßen sind und Verhandlungen schließlich auch daran scheiterten.

Erfahrungsgemäß lohnt sich eine zu lange Diskussion über Kaufpreise nicht – stattdessen sollten Verkäufer und Käufer ihre Energie für die gemeinsame Erarbeitung von Wertschöpfungspotenzialen fokussieren. Wenn eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft des Zielunternehmens gefunden ist, dann ist der Kaufpreis meistens sekundär.

Was sind gängige Kaufpreise für Unternehmen?

Hier gibt es eine Fülle an Forschung, Literatur, Modellen und Experten – ich kürze das ab und kann nur aus meinen Erfahrungen berichten. Üblicherweise kalkuliert ein Unternehmer so, dass er einen Zeitraum im Kopf hat, in dem das Zielunternehmen seinen Kaufpreis zurückverdienen muss. Beispiel: Der Unternehmenskauf sollte nach maximal 5 Jahren wieder zurückverdient sein. Eine Näherungsformel dazu wäre: 

Kaufpreis (Zielunternehmen) = EBITDA (Zielunternehmen) x 5

Würde ein Unternehmen also ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von z.B. EUR 300.000 p.a. erwirtschaften, dann wäre der Kaufpreis hier EUR 1.500.000 (EUR 300.000 x 5).

Wie funktioniert die Finanzierung?

Ausgehend von dem Beispiel wäre der Kaufpreis EUR 1.500.000. Dieser Kaufpreis könnte z.B. mit 70% fremdfinanziert werden. Das würde dann so aussehen:

EUR 1.500.000 x 70% = EUR 1.050.000 Fremdkapital

Es bleiben also EUR 450.000 übrig, die als Eigenkapital für den Kauf aufgebracht werden müssen, damit die Bank das Fremdkapital zur Verfügung stellt.

Wo kommt das Eigenkapital her?

Im Gegensatz zur Theorie ist es in der Praxis selten der Fall, dass ein Unternehmen größere, freie Beträge zur Verfügung hat. Um beim Beispiel zu bleiben: EUR 450.000 müssten zum Zeitpunkt des Kaufes Cash zur Verfügung stehen.

Diese dürften also nicht für die Finanzierung des operativen Geschäftes genutzt werden, sondern ausschließlich für die Finanzierung des Kaufpreises der Zielgesellschaft. Ich habe es in den vergangenen 20 Jahren fast nie erlebt, dass ein Unternehmer solche Beträge zur freien Verfügung gehabt hätte. Vielmehr war das Kapital vollständig in das operative Geschäft investiert.

Zusammenfassung & Fazit

Mein Beitrag zeigt, dass Unternehmenskäufe ohne Eigenkapital nicht nur möglich sind, sondern gängige Praxis, insbesondere durch die Nutzung von Verkäuferdarlehen. Dieses Finanzierungsinstrument ermöglicht es Käufern, den Kaufpreis eines Unternehmens auch dann zu stemmen, wenn sie über begrenzte liquide Mittel verfügen.

Das Geld bleibt im Unternehmen, dennoch bekommt der Verkäufer einen Teil des Kaufpreises in Cash. Beide Parteien gewinnen dadurch gleichermaßen, was dazu führt, dass weniger über Bewertungen diskutiert wird, sondern konstruktiv über die Zeit nach Abschluss des Verkaufs. Gleichzeitig werden Due Diligence Kosten gespart.

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Martin Keitel

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