Hast du dich jemals gefragt, ob es möglich ist, ein Unternehmen zu kaufen, ohne über Eigenkapital zu verfügen? Die Vorstellung klingt fast zu gut, um wahr zu sein, angesichts der Tatsache, dass Unternehmenskäufe gemeinhin als kapitalintensive Angelegenheiten gelten. In der Welt der Finanzen scheint die Regel zu herrschen: Ohne Geld, kein Unternehmen. Doch was, wenn ich dir sage, dass es Wege gibt, diese scheinbar unumstößliche Barriere zu umgehen?
In diesem Beitrag tauchen wir tief in das Thema ein, erkunden Möglichkeiten und Strategien, mit denen Unternehmenskäufe ohne den klassischen Einsatz von Eigenkapital realisiert werden können. Es mag überraschend klingen, doch aus meiner praktischen Erfahrung heraus habe ich mehrfach solche Transaktionen begleitet – ohne dass die Käufer dabei auf beträchtliche liquide Mittel zurückgreifen mussten. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie das funktioniert und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.
Unternehmenskäufe ohne Eigenkapital: Möglichkeiten und Strategien
Unternehmenskäufe sind in der Regel kapitalintensive Entscheidungen. Käufer und Verkäufer haben bestimmte Vorstellungen von Bewertungen und man kann viel und lange darüber diskutieren. Klar scheint: Jemand der ein Unternehmen kaufen will, braucht für diesen Kauf Geld. Dieses Geld kann man sich z.B. von einer Bank leihen. Aber man braucht immer einen bestimmten Anteil an Eigenkapital. Soweit die Theorie. Unternehmen zu kaufen ohne Eigenkapital klingt vor diesem Hintergrund nahezu unmöglich, aber in der Praxis habe ich oft genug Unternehmenskäufe organisiert, ohne dass der Käufer über größere liquide Mittel verfügt hat. Wie das geht, erkläre ich in diesem Beitrag.
Wie funktioniert die Finanzierung eines Unternehmenskaufs?
Egal ob man beim Unternehmenskauf alle Anteile (Share Deal) oder alle Gegenstände eines Unternehmens oder eines Betriebes kauft (Asset Deal) - man muss diesen Kauf idR finanzieren. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einem Immobilienkauf: Banken stellen Akquisitionskredite zur Verfügung, die lange Laufzeiten aufweisen, wobei der Kapitaldienst aus den Erträgen des erworbenen Unternehmens bedient wird.
Wie viel Eigenkapital will die Bank?
Der Anteil variiert stark vom Risiko der zugrundeliegenden Transaktion – meiner Erfahrung nach kann man aber von mindestens 20% des Gesamtfinanzierungsbetrags ausgehen.
Wie funktioniert die Kaufpreisfindung?
Der Verkauf von Unternehmen ist bei meinen Kunden immer eine emotionale Überlegung. Die meisten Unternehmer, die ich kenne, verkaufen ein Unternehmen nur einmal – meistens ihr eigenes, wenn sie aussteigen. Hierin liegt eine große Schwierigkeit: Die Kaufpreisfindung. Es gibt eine Vielzahl von Bewertungsmethoden und Modellen, je nach Perspektive.
Bei Verkäufern gibt es zudem die emotionale Kaufpreiskomponente, die meistens auf Wunschvorstellungen basiert („Unter EUR 5 Millionen verkaufe ich nichts!“). Ich habe schon öfter Diskussionen miterlebt in denen rationale Kaufpreisargumentationen auf emotionale Restriktionen gestoßen sind und Verhandlungen schließlich auch daran scheiterten.
Erfahrungsgemäß lohnt sich eine zu lange Diskussion über Kaufpreise nicht – stattdessen sollten Verkäufer und Käufer ihre Energie für die gemeinsame Erarbeitung von Wertschöpfungspotenzialen fokussieren. Wenn eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft des Zielunternehmens gefunden ist, dann ist der Kaufpreis meistens sekundär.
Was sind gängige Kaufpreise für Unternehmen?
Hier gibt es eine Fülle an Forschung, Literatur, Modellen und Experten – ich kürze das ab und kann nur aus meinen Erfahrungen berichten. Üblicherweise kalkuliert ein Unternehmer so, dass er einen Zeitraum im Kopf hat, in dem das Zielunternehmen seinen Kaufpreis zurückverdienen muss. Beispiel: Der Unternehmenskauf sollte nach maximal 5 Jahren wieder zurückverdient sein. Eine Näherungsformel dazu wäre:
Kaufpreis (Zielunternehmen) = EBITDA (Zielunternehmen) x 5
Würde ein Unternehmen also ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von z.B. EUR 300.000 p.a. erwirtschaften, dann wäre der Kaufpreis hier EUR 1.500.000 (EUR 300.000 x 5).
Wie funktioniert die Finanzierung?
Ausgehend von dem Beispiel wäre der Kaufpreis EUR 1.500.000. Dieser Kaufpreis könnte z.B. mit 70% fremdfinanziert werden. Das würde dann so aussehen:
EUR 1.500.000 x 70% = EUR 1.050.000 Fremdkapital
Es bleiben also EUR 450.000 übrig, die als Eigenkapital für den Kauf aufgebracht werden müssen, damit die Bank das Fremdkapital zur Verfügung stellt.
Wo kommt das Eigenkapital her?
Im Gegensatz zur Theorie ist es in der Praxis selten der Fall, dass ein Unternehmen größere, freie Beträge zur Verfügung hat. Um beim Beispiel zu bleiben: EUR 450.000 müssten zum Zeitpunkt des Kaufes Cash zur Verfügung stehen.
Diese dürften also nicht für die Finanzierung des operativen Geschäftes genutzt werden, sondern ausschließlich für die Finanzierung des Kaufpreises der Zielgesellschaft. Ich habe es in den vergangenen 20 Jahren fast nie erlebt, dass ein Unternehmer solche Beträge zur freien Verfügung gehabt hätte. Vielmehr war das Kapital vollständig in das operative Geschäft investiert.
Zusammenfassung & Fazit
Mein Beitrag zeigt, dass Unternehmenskäufe ohne Eigenkapital nicht nur möglich sind, sondern gängige Praxis, insbesondere durch die Nutzung von Verkäuferdarlehen. Dieses Finanzierungsinstrument ermöglicht es Käufern, den Kaufpreis eines Unternehmens auch dann zu stemmen, wenn sie über begrenzte liquide Mittel verfügen.
Das Geld bleibt im Unternehmen, dennoch bekommt der Verkäufer einen Teil des Kaufpreises in Cash. Beide Parteien gewinnen dadurch gleichermaßen, was dazu führt, dass weniger über Bewertungen diskutiert wird, sondern konstruktiv über die Zeit nach Abschluss des Verkaufs. Gleichzeitig werden Due Diligence Kosten gespart.