Den Begriff „Deckungsbeitrag“ höre ich bei meinen Kunden sehr oft, weil er in Unternehmenskreisen umgangssprachlich verwendet wird. Es fallen dann Sätze wie „Da müssen wir einen guten Deckungsbeitrag erzielen“ oder so ähnlich. Aber nicht jeder, der über Deckungsbeiträge redet, weiß auch was damit gemeint ist, wozu man dieses betriebswirtschaftliche Konzept braucht und wie man Deckungsbeiträge kalkuliert.
Soviel vorab: Die Deckungsbeitragsrechnung ist ein essentielles Instrument für Unternehmen, um die Rentabilität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu analysieren und fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Daher will ich mit diesem Artikel einen schnellen Überblick darüber geben, was und wie Deckungsbeitragsrechnung zu verstehen ist, wozu sie gut ist und wie man schnell zu einem Nutzen für das eigene Unternehmen kommt.
Ich werde außerdem zeigen, was eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung ist und wie sie gemacht wird, weil sie ein wesentliches Instrument zur Analyse von Rentabilität und zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen bedeutet. Jeder, der unternehmerisch aktiv ist, erkennt sofort den Nutzen dieses Konzepts und kann die in diesem Artikel gezeigten Schritte für sein eigenes Unternehmen und/oder seine eigenen Projekte sofort umsetzen.
Was ist der Deckungsbeitrag eigentlich, bzw. was ist damit konkret gemeint?
Der Deckungsbeitrag in der Betriebswirtschaft – eine kurze Einordnung
Der Begriff Deckungsbeitrag kommt nicht aus Finanzbuchhaltung, steht also in keinem Jahresabschluss. Das liegt daran, dass Deckungsbeitrag ein Begriff aus der Kostenrechnung ist. Die Kostenrechnung ist ein Instrument des internen Rechnungswesens, die Adressaten der Kostenrechnung sind nicht Steuerberater, Finanzbehörden oder Kapitalgeber, sondern vor allem die Geschäftsführung und der Vertrieb. Unternehmen nutzen die Idee von Deckungsbeiträgen, um die Rentabilität und Wirtschaftlichkeit einzelner Produkte, Produktlinien oder Dienstleistungen zu analysieren. Und noch viel wichtiger: Wenn man Preise kalkuliert.
Deckungsbeitrag und Gewinn – wo ist der Unterschied?
Der Deckungsbeitrag zeigt, wie rentabel ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung ist und zur Deckung der Kosten beiträgt. Vereinfacht gesagt: Wie viele Produkte muss ich zu welchem Preis verkaufen, um alle meine Kosten decken zu können? Klar: Wenn man wenige Produkte hat, ist das idR einfacher, als wenn man ein großes Produktportfolio mit vielen verschiedenen Produkten anbietet. Der Gewinn entsteht erst dann, wenn alle Kosten gedeckt worden sind.
Deckungsbeitrag berechnen:
So funktioniert es!
Der Deckungsbeitrag wird in der Regel pro Einheit oder pro Verkaufseinheit berechnet und setzt sich aus den variablen Kosten und dem erzielten Umsatz (Verkaufspreis pro Einheit) zusammen. Die Formel für den Deckungsbeitrag lautet:
Deckungsbeitrag = Umsatzerlöse pro Einheit - Variable Kosten pro Einheit
Was ist der Unterschied zwischen Deckungsbeitrag 1, 2 und 3?
Neben der grundsätzlichen Idee gibt es unterschiedliche Methoden Deckungsbeiträge zu berechnen, die alle aufeinander fußen. Je nachdem, welche Kosten man betrachtet, ergeben sich verschiedene Perspektiven der Rentabilität.
Deckungsbeitrag 1 (DB1) – die Grundstufe
Deckungsbeitrag 2 (DB2) – die erweiterte Stufe
Deckungsbeitrag 3 (DB3) – die umfassende Analyse
Was sind deckungsbeitragsfähige Fixkosten?
Deckungsbeitragsfähige Fixkosten sind fixe Kosten, die einem bestimmten Produkt, einer Produktlinie oder einem Vertriebskanal zugeordnet werden können, weil sie direkt mit diesen Geschäftsbereichen in Verbindung stehen und sich verändern können, wenn die Produktionsmenge oder der Verkaufsumfang für diese Bereiche steigt oder fällt. Diese Kosten sind entscheidend, um den Deckungsbeitrag für spezifische Geschäftsbereiche zu ermitteln. Oftmals ist das nicht so einfach, weil Kosten selten „sortenrein“ erfasst werden.
Nachfolgend ein paar Beispiele für deckungsbeitragsfähige Fixkosten:
Aber Achtung: Damit man diese Kosten richtig erfassen kann, braucht man entsprechende Informationen. Zum Beispiel Werbung und Marketing: Wenn hier eine Agentur beauftragt wird, braucht man eine klare Zuordnung der erbrachten Leistungen auf ein bestimmtes Produkt und diese Information sollte bereits im jeweiligen Rechnungsbeleg enthalten sein.
Deckungsbeitragsrechnung:
Ein Kalkulationsbeispiel
Nachfolgend ein Beispiel aus der Praxis das ich in ähnlicher Weise kalkuliert hatte. Das Unternehmen produziert und verkauft handgefertigte Kerzen. Das wichtigste Produkt im Sortiment ist die sogenannte "Premium-Duftkerze".
Die Rechnung dafür lautet wie folgt:
Produktdetails | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | 6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | 4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | 2,00 |
In unserem Beispiel werden 1.000 Stück dieser Premium-Duftkerze verkauft.
Berechnung von DB1
DB1 berechnet sich als Differenz zwischen den Umsatzerlösen und den variablen Kosten pro Einheit. Die Formel lautet:
DB1 = (Verkaufspreis pro Einheit) - (Variable Kosten pro Einheit)
DB1 | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | -6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | -4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | -2,00 |
DB1 pro Premium-Duftkerze | 8,00 |
DB1 zeigt, dass jede verkaufte Premium-Duftkerze einen Deckungsbeitrag von EUR 8,00 zur Deckung der variablen Kosten und zur Kostendeckung insgesamt leistet. Oder anders gesagt: Ich muss die Kerze für mindestens EUR 8,00 pro Stück verkaufen, damit die Kosten ihrer Herstellung gedeckt sind.
Berechnung von DB2
DB2 berücksichtigt neben den variablen Kosten auch deckungsbeitragsfähige Fixkosten. In diesem Fall rechne ich deckungsbeitragsfähige Fixkosten in Höhe von EUR 3.000,00 für die Miete einer Lagerfläche ein, weil diese direkt mit der Herstellung der Premium-Duftkerzen in Zusammenhang steht.
Achtung: Die Kosten für die Lagerflächen müssen in einem direkten Zusammenhang zu den Kerzen stehen – also wenn mehr Kerzen verkauft werden, müssen auch die Kosten für Lagerflächen steigen und umgekehrt. Andernfalls wäre die Miete eine Fixkostengröße und erst im DB3 anzusetzen.
DB2 = (Verkaufspreis pro Einheit) - (Variable Kosten pro Einheit) - (deckungsbeitragsfähige Fixkosten pro Einheit)
DB2 | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | -6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | -4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | -2,00 |
DB1 pro Premium-Duftkerze | 8,00 |
Miete Lagerfläche / 1.000 verkaufte Einheiten | -3,00 |
DB2 pro Premium-Duftkerze | 5,00 |
DB2 zeigt, dass jede verkaufte Premium-Duftkerze einen Deckungsbeitrag von EUR 5,00 zur Deckung der variablen Kosten, der deckungsbeitragsfähigen Fixkosten und zur Deckung der verbleibenden fixen Kosten leistet.
Berechnung von DB3
DB3 ist die umfassendste Stufe und berücksichtigt alle fixen Kosten, sowohl deckungsbeitragsfähige als auch nicht deckungsbeitragsfähige. Angenommen, die Fixkosten des Unternehmens betragen EUR 3.000 Euro.
DB3 = DB2 + (zusätzliche deckungsbeitragsfähige Einnahmen pro Einheit) - (zusätzliche deckungsbeitragsfähige Kosten pro Einheit)
DB3 | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | -6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | -4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | -2,00 |
DB1 pro Premium-Duftkerze | 8,00 |
Miete Lagerfläche / 1.000 verkaufte Einheiten | -3,00 |
DB2 pro Premium-Duftkerze | 5,00 |
Fixkosten des Unternehmens / 1.000 verkaufte Einheiten | -3,00 |
DB3 pro Premium-Duftkerze | 2,00 |
DB3 zeigt, dass jede verkaufte Premium-Duftkerze einen Deckungsbeitrag von EUR 2,00 zur Deckung aller Kosten, einschließlich variabler und fixer Kosten des Unternehmens leistet.
Soweit das Beispiel.
Und jetzt zur Preiskalkulation
Jetzt wechsle ich die Perspektive, um zu veranschaulichen, warum solche Auswertungen sinnvoll sind.
Dazu nochmals das Beispiel der Premium-Duftkerzen, aber nicht bezogen auf 1.000 verkaufte Stücke Premium-Duftkerzen, sondern auf ein Stück kalkuliert. Was bringt das?
Wir können so planen, welche Mengen wir zu welchen Preisen verkaufen müssen, um alle Kosten zu decken, bzw. zu sehen, wann wir den sog. Break-even erreichen, also ab wann wir Gewinn machen!
Preiskalkulation DB2/Stück
DB2/Stück | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | -6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | -4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | -2,00 |
DB1 pro Premium-Duftkerze | 8,00 |
Miete Lagerfläche gesamt | -3.000,00 |
DB2 pro Premium-Duftkerze | -2.992,00 |
Das Ergebnis zeigt, wie viel eine verkaufte Premium-Duftkerze zur Deckung der variablen und der deckungsbeitragsfähigen Fixkosten beiträgt. Jetzt wird es spannend: Wie viele Kerzen müssen verkauft werden, um kostendeckend zu wirtschaften?
DB2 (EUR 2.992,00) / Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze (EUR 20,00) = Anzahl verkaufter Premium-Duftkerzen (150 Stück)
Heißt: Wenn wir 150 Stück der Premium-Duftkerzen verkauft haben, haben wir die Kosten für die Kerzen und die Kosten für die damit verbundenen Lagerflächenkosten gedeckt.
Preiskalkulation DB3
DB3/Stück | EUR |
---|---|
Verkaufspreis pro Premium-Duftkerze | 20,00 |
Variable Kosten pro Premium-Duftkerze | |
Materialkosten | -6,00 |
Arbeitskosten (z.B. Lohn für den Kerzenmacher) | -4,00 |
Vertriebsprovision (Provision für Verkaufspersonal) | -2,00 |
DB1 pro Premium-Duftkerze | 8,00 |
Miete Lagerfläche | -3.000,00 |
DB2 pro Premium-Duftkerze | -2.992,00 |
Fixkosten des Unternehmens | -3.000,00 |
DB3 pro Premium-Duftkerze | -5.992,00 |
Das Ergebnis zeigt, wie viel eine verkaufte Premium-Duftkerze zur Deckung aller Kosten beiträgt. Damit alle Kosten des Unternehmens gedeckt werden können – wie viele Premium-Duftkerzen müssen wir also verkaufen?
DB3 (EUR 5.992,00) / Preis pro Premium-Duftkerze (EUR 20,00) = Anzahl verkaufter Premium-Duftkerzen (300 Stück)
Heißt: Wenn wir also mindestens 300 Stück der Premium-Duftkerzen verkauft haben, haben wir alle Kosten des Unternehmens gedeckt. Jede weitere verkaufte Premium-Duftkerze ist also Gewinn!
Interpretation:
Wann ist ein Deckungsbeitrag gut?
Ein positiver Deckungsbeitrag bedeutet, dass das Produkt oder die Dienstleistung mehr einbringt, als es kostet, und somit zur Deckung der fixen Kosten und zur Erzielung des Gesamtgewinns beiträgt.
Ein negativer Deckungsbeitrag bedeutet, dass das Produkt oder Dienstleistungen nicht ausreichend Gewinn erzielt, um die variablen Kosten zu decken. Der Preis des Produktes reicht also nicht aus, um die Kosten zu decken, die mit der Erzeugung und dem Verkauf des Produktes entstehen.
Negativer Deckungsbeitrag - und dann?
Meine Erfahrungen zeigen, dass es in jedem größeren Produktsortiment mindestens ein Produkt gibt, das einen negativen Deckungsbeitrag erzielt. Meistens werden diese Produkte mit dem Argument vorgehalten, dass es ja „strategische Produkte“ seien, die man mitverkaufe, um andere, vertriebsintensivere Produkte und Dienstleistungen an die Kunden zu bringen.
Klingt erst mal plausibel, könnte aber auch bedeuten, dass damit ein größerer Vertriebsaufwand verbunden ist. Besser ist es, wenn jedes der Produkte zumindest einen minimal-positiven Deckungsbeitrag erwirtschaftet, um Vertriebs- und damit Verlustrisiken zu vermeiden.
Je geringer der Deckungsbeitrag ist, desto genauer muss diese Produkte kalkulieren und desto häufiger braucht es Kostenanpassungen. Leider ist das in der Praxis eher selten und viele Unternehmen merken erst im Rahmen einer umfassenden Analyse, dass nicht alle ihre Produkte im Sortiment zum finanziellen Erfolg führen
Zusammenfassung & Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Deckungsbeitragsrechnung ein essentielles Instrument für Unternehmen darstellt, um die Rentabilität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu analysieren und fundierte Geschäftsentscheidungen zu treffen. Die verschiedenen Stufen der Deckungsbeiträge (DB1, DB2, DB3) bieten eine differenzierte Sichtweise auf die Kostenstruktur und den Beitrag einzelner Geschäftsbereiche zur Gesamtrentabilität.
Die Betonung deckungsbeitragsfähiger Fixkosten verdeutlicht, wie wichtig es ist, auch indirekte Kosten präzise zuzuordnen, um eine genaue Kalkulation zu ermöglichen. Unternehmen sollten darauf achten, dass jedes Produkt zumindest einen minimal-positiven Deckungsbeitrag erwirtschaftet, um Vertriebs- und finanzielle Risiken zu minimieren.
Die Preiskalkulation auf Grundlage der Deckungsbeiträge hilft, den Break-even-Point zu bestimmen und sicherzustellen, dass die Kosten gedeckt sind, bevor Gewinne erzielt werden. Letztendlich ist die Deckungsbeitragsrechnung ein mächtiges Werkzeug, um die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu verbessern und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
Unternehmen sollen und müssen also die Deckungsbeitragsrechnung als unverzichtbare Ressource nutzen, um ihre Rentabilität zu steigern und fundierte Geschäftsstrategien zu entwickeln. Die Fähigkeit, die Kostenstruktur und den Beitrag jedes Produkts oder jeder Dienstleistung genau zu verstehen, lohnt sich immer!